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Der Ashtanga Marga als Weg ins Glück 10. Juni 2021
„Äussere und innere Disziplin (yama und niyama), Körperhaltung, Atemregelung, Zurückhalten der Sinne (von Objekten), Konzentration, Meditation und Versenkung sind die acht Aspekte des Yoga.“ (YogaSutra II.29)
Für mich persönlich ist schon immer klar gewesen: Yoga ist viel viel mehr als reine Körperübung! Die yogische Lehre bietet ein gesamtes Lebenskonzept mit zahlreichen Facetten und Möglichkeiten.
Heute möchte ich Dir das Yogasutra des Patanjali, eine yogische Schrift, die als einer der Ursprungstexte des Yoga gilt, ans Herz legen. Die Entstehung dieser Schrift wird auf zwischen 200 v. Chr. und 200 n. Chr. vermutet. Über den Autor Patanjali ist, zumindest aus wissenschaftlicher Sicht, nichts bekannt.
Als klassischer Yogaweg wird im Yogasutra der Ashtanga Yoga („achtgliedriger Yogaweg“) beschrieben, der als Raja Yoga („königlicher Yoga“) bezeichnet wird. Im Raja Yoga ist die Entwicklung und die Beherrschung des Geistes Weg und Ziel. Der Weg führt über acht Stufen aus dem Nichtwissen (Avidya-khyati) in die unterscheidende Erkenntnis (Viveka) und kann als eine Übungspraxis gesehen werden, die uns aus den Mustern löst, welche uns im Leiden gefangen halten. Kurz gesagt, zielt der Ashtanga Marga auf eine Abschwächung von "leidvollen Spannungen" (Kleshah) und führt so in die Glückseligkeit (samadhi).
Der Ashtanga Marga beginnt mit Verhaltensempfehlungen (oder ethischen Richtlinien) für den Umgang mit der Umwelt/ unserem Umfeld (Yamas) sowie mit Verhaltensempfehlungen für den Umgang mit uns selbst (Niyamas).
Zu den Yamas zählen: Ahimsa - Gewaltlosigkeit. Kein Lebewesen verletzen mit Taten, Worten oder auch Gedanken; Satya - Ehrlichkeit. Bewusster Umgang mit Worten; Asteya - Nicht Stehlen. Nichts nehmen was einem nicht gehört (auch geistiges Eigentum/Ideen); Brahmacharya - Reiner LebensWandel. Das richtige Mass halten in Bezug auf z.B. Genussmittel. Ursprünglich war hier auch sexuelle Enthaltsamkeit, Askese gemeint; Aparigraha - Nicht-Besitzergreifen. Geistige Unabhängigkeit von der materiellen Welt.
Zu den Niyamas zählen: Sauca - Reinheit in Körper und Geist. Den Körper pflegen mit gesunder Nahrung und ausreichend Bewegung, aber auch als das sehen was er ist (vergänglich) und einen reinen Geist pflegen durch Meditation; Samtosa - Zufriedenheit. Zufriedenheit und Genügsamkeit als positiver Geisteszustand; Tapas - Askese. Diszipliniertes Üben/YogaPraxis (Atem/Körperhaltungen), um Unreinheiten zu beseitigen; Svadhaya - Selbsterforschung/ Studium der heiligen Schriften. Sich selbst beobachten und erkennen führt zu Bewusstheit/ Achtsamkeit, als Hilfe dienen yogische/ heilige Schriften; Ishvara-Pranidhana - Hingabe. Hingabe an die Schöpfung/ an die Quelle. Das meint auch Vertrauen in die innere Führung und in das „Angebundensein“ an etwas „Grösseres“.
Wer sich allein in diese beiden Glieder des Ashtanga Marga vertieft, hat schon viel gewonnen. Die Yamas und Niyamas bieten uns, auch in der heutigen Zeit, einen umsetzbaren, gesunden und absolut brauchbaren Verhaltensleitfaden für das tägliche Leben.
„Die konsequente Nichtbeachtung der Yamas und Niyamas spiegelt sich im Zustand der Welt, die selbst ein Spiegel der menschlichen Grundverfassung ist...“, so schreibt es Ralph Skuban und spricht dabei über die dringende Notwendigkeit von brauchbaren ethischen Richtlinien in der heutigen Welt (Skuban Ralph, 2011).
Es folgen als drittes Glied "Asana" (Körperübung), im Sinne von Stabilität und Flexibilität im Körper, als viertes Glied "Pranayama"(Atemübungen) um den Geist zu beruhigen, als fünftes Glied "Pratyahara", das Zurückziehen der Sinne von der Aussenwelt, so dass der Geist in sich selbst ruht und sich erkennen kann. Diese drei Glieder werden (fast automatisch) durch regelmässige Yogapraxis geübt.
Die letzten drei Glieder des Ashtanga Marga gehören eng zusammen und ergeben sich durch einander: Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Einheit). Zuerst wird der Geist gezügelt, dann tritt die Stille ein und letztlich ist man wieder frei. Samadhi wird tatsächlich oft als höchstes Ziel im Yoga betrachtet. Interessant hier dass durch Konzentration, also durch die "Richtung des Geistes" das Ziel eines freien gelösten und glückseligen Geistes erreicht wird.
Über den Ashtanga Marga (und natürlich auch über das gesamte Yoga Sutra in dem so unendlich viel wunderbare Weisheit zu finden ist) kann ich Dir mit meinen kurzen Ausführungen hier nur einen klitzekleinen Einblick bieten, durch den aber schon hindurchschimmert, wie wertvoll dieses alte System und Wissen ist.
Hoffentlich bist Du jetzt neugierig geworden und steigst gleich ein in den Ashtanga Marga mit der Niyama Empfehlung: Svadhaya - Selbsterforschung/ Studium der heiligen Schriften. Das Studium des Yoga Sutra lohnt sich wirklich!
Denn: Glücklichsein ist Dein Geburtsrecht!