kyyoga.ch — KY Yoga - DAS Yogastudio am Eigerplatz in Bern - Brauchst Du einen Guru?

Blog Zurück

Brauchst Du einen Guru? 27. Februar 2020

In den letzten Wochen schlagen im "Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan" die Wellen höher. Der Grund dafür ist ein kürzlich veröffentlichtes Buch seiner langjährigen Sekretärin in dem sie klare Missbrauchsszenarien schildert.

Im Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan ist man als Lehrer angehalten vorgegebene Übungsreihen nicht zu verändern (allenfalls die Zeiten anzupassen) und sich mit einem bestimmten Mantra zu Beginn der Yogastunde (Ong Namo Guru Dev Namo) mit der Energie von Yogi Bhajan zu verbinden. Yogi Bhajan ist dann sozusagen Schirmherr einer jeden Yogastunde.

Sich ganz und gar an einen Meister zu binden war in der Yogatradition in früheren Zeiten ein absolut übliches Vorgehen. Viel Yogawissen wurde erst spät aufgezeichnet und galt als Geheimwissen (gerade im HathaYoga, was ja eigentlich Kundalini Yoga ist) welches nur von Lehrer zu Schüler im Laufe einer langen Studienzeit weitergegeben wurde.

Vielleicht tut es gut sich bei all dem einmal bewusst zu machen, dass sich Yoga über all die Jahrtausende, durch all die Zeiten hindurch, entwickelt hat (und sich immer noch weiter entwickeln darf). Es gibt nicht „DAS“ Yoga, sondern gerade heute, viele verschiedene Formen und Auslegungen. Kein „Guru“ hat Yoga erfunden.

Meine Meinung ist, dass Yogi Bhajan aus all den bereits bestehenden Yogatechniken und Philosophien das was für ihn stimmig war, herausgenommen, zusammengestellt und das Ganze „Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan“ genannt hat. Er hat seine Marke daraus gemacht.

Yogi Bhajan ist nicht der erste "Yoga Guru" bei dem solche Enthüllungen ans Tageslicht kommen. Er wird vermutlich (leider) auch nicht der letzte sein.

Für mich ist es eine gute Entwicklung, sie bestätigt meine langjährige Loslösung von Dogmen und Gurus. Die Zeiten in denen wir blind jemandem folgen und alles glauben was diese Person sagt, sind meiner Meinung nach schon lange vorbei. Heute braucht es keine Gurus, die den Weg bestimmen. Was es heute braucht sind gute Lehrer. Lehrer, die in die Eigenverantwortlichkeit führen. Lehrer die einen zum "Guru im eigenen Herzen" führen, in die eigene Kraft, in die eigene Erfahrung. Ein Lehrer kann Erfahrungen vermitteln und damit den Raum für eigene Erfahrungen geben.

In den alten Yogaschriften finden wir eine Fülle von wunderbarer Philosophie und Techniken, die uns auf diesem Weg unterstützen. Gehen müssen wir den Weg aber selbst, da hilft kein Guru!

 Ich hatte das Glück dass ich viele gute Lehrer hatte, die mich in meine eigene Kraft begleitet haben (und auch immer noch begleiten) und dafür (und für meinen widerborstigen Geist) bin ich eigentlich ganz dankbar.